Jegliche Arbeit vor Ort lohnt sich!
Würzburg (POW) Ein beeindruckendes Bild haben die bunten Fahnen und Standarten beim Kiliani-Wallfahrtstag für Mitglieder und Verantwortliche der katholischen Verbände am Donnerstagabend, 13. Juli, im Würzburger Kiliansdom abgegeben. Rund 500 Gläubige feierten den Pontifikalgottesdienst mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. „Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit vor Ort, für Ihr Engagement und Ihren Einsatz für Gerechtigkeit und Liebe. Unsere Welt sehnt sich nach Zeuginnen und Zeugen der Liebe“, sagte Bischof Hofmann. Die vielen Fahnen, Banner und Standarten gäben ein eindrucksvolles Bild von der Vielfalt in den katholischen Verbänden. „Jegliche Arbeit vor Ort lohnt sich!“, ermutigte der Bischof die Gläubigen.
„Haben Verbände noch eine Zukunft?“ Diese Frage stellte Bischof Hofmann in den Mittelpunkt seiner Predigt. „Vor Ort machen Sie oft die Erfahrung, dass es heutzutage gar nicht so einfach ist, alle Aktivitäten aufrechtzuerhalten und genügend junge Leute zu finden, die in die Verbandsarbeit einsteigen.“ Bischof Hofmann zählte einige Gründe auf, warum Verbände nicht mehr so hoch im Kurs zu stehen scheinen: von der zunehmenden Vereinzelung in der Gesellschaft über die gestiegene Belastung im Beruf bis hin zum demographischen Wandel. „Die Erwartung, dauernd verfügbar und stets abrufbereit zu sein, wächst“, sagte der Bischof. Das Leben erscheine heute vielen Menschen anstrengender als noch vor 15, 20 Jahren.
Doch genau auf diese Herausforderungen würden sich die katholischen Verbände in ihren Programmen beziehen, fuhr der Bischof fort. Er nannte als Beispiele etwa das gleichberechtigte Zusammenleben von Mann und Frau, den Umgang mit der Schöpfung, Verantwortung und Sicherheit in der Arbeitswelt, ethische Grundwerte und das hohe Gut der Freiheit in einem versöhnten Europa. „Verbände realisieren an ihren jeweiligen Stellen den Auftrag von Kirche“, betonte Bischof Hofmann. Adolph Kolping etwa habe einer Jugend, die zu verwahrlosen drohte, durch Ausbildung und Gemeinschaft Halt geben wollen. Bei der Katholischen Landvolkbewegung gehe es um persönliches Engagement im Friedens- und Gerechtigkeitsprozess aus einer tiefen Christusbindung heraus. Der Familienbund der Katholiken habe sich sehr bei der Wallfahrt der Generationen nach Lourdes eingesetzt. Die Ackermann-Gemeinde widme sich der Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken.
„Haben wir nicht Angst vor der kleinen Zahl. Die Gesellschaft braucht Sauerteig, und der können wir sein. Versuchen wir diesen Auftrag Jesu mit Freude anzunehmen und mit innerer Kraft zu erfüllen“, forderte der Bischof die Gläubigen auf. Die Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan hätten aufgrund ihres Glaubens Heimat, Familie und Besitz verlassen und die gefahrvolle Reise ins Frankenland unternommen. „Lassen wir uns von ihnen ermutigen, auch heute Mühe, eventuell sogar Gefahren und Nachteile auf uns zu nehmen, damit der Wille Christi sich in unsere Zeit hinein Bahn brechen kann.“
Vertreter der Verbände brachten unterschiedliche Gaben zum Altar. So stand beispielsweise eine Figur des Brüderpaars Cyrill und Method, der heiligen Slawenapostel und Patrone Europas, eine Schale mit Erde und ein Krug mit Wasser für die Schöpfung und den Umgang mit der Umwelt, ein Puppenwagen für die Familie und ein Seil für Sport, aber auch für das Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Die Band „Spirit Kitchen“ aus Sulzbach bei Aschaffenburg begleitete den Gottesdienst musikalisch.
Im Anschluss an den Gottesdienst bestand auf dem Kiliansplatz die Möglichkeit zur Begegnung und zum Austausch. „Es macht Spaß, Leute zu treffen und neue Leute kennen zu lernen“, sagte Malvin Priebsch (15) von der DJK Würzburg. „Man unternimmt etwas, was man nicht jeden Tag machen kann“, ergänzte Florian Aldinger (16), ebenfalls von der DJK Würzburg. „Es war sehr schön. Die Band war gut, die Lieder waren sehr schön, und man trifft viele Leute, die man von anderen Veranstaltungen kennt“, fasste Elfriede Schuhmann von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in Lohr am Main zusammen. In der Predigt habe der Bischof es so gesagt, wie es ist: „Es gibt weniger junge Leute.“ Irmgard Roos von der Kolpingsfamilie Esselbach lobte ebenfalls die Band. Der Gottesdienst sei auch gut besucht gewesen. „Es ist immer schön“, fand sie.
„Es war sehr gut, vor allem auch die moderne Musik. Das sollte man beibehalten“, sagte Ilse Kraus vom VerbraucherService Bayern im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Anerkennung und Wertschätzung seien sehr wichtig, betonte sie. Sehr gut habe ihr auch die Möglichkeit zur Begegnung und zum Austausch gefallen. Rita Schömig fand es besonders schön, viele Mitglieder der KDFB-Zweigvereine zu treffen. Auch für Marcel Koschek (22) von der Katholischen Studentenverbindung Gothia Würzburg stand der Austausch im Mittelpunkt. „Wir fühlen uns der Kirche in Würzburg verbunden. Wir schätzen die Gemeinschaft und die zahlreichen Begegnungen auf dem Kiliansplatz“, erklärte er. Andrea und Michael Bretscher aus Würzburg haben zufällig den Gottesdienst für die Verbände besucht. „Es war ein schöner Gottesdienst. Es ist eine ganz andere Atmosphäre“, fand Andrea Bretscher. Die vielen Fahnen hätten die Feier besonders festlich gemacht, ergänzte ihr Mann Michael. Auch die Musik sei sehr gut gewesen. Es sei für sie „eine Tradition“, die Kiliani-Gottesdienste zu besuchen.
sti (POW)