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Nachruf für Rupert Scheidl

* 10.03.1938 + 29.12.2021, Requiem und Beisetzung am 11.01.2022 in Höchberg

Nachruf für Rupert Scheidl

* 10.03.1938 + 29.12.2021, Requiem und Beisetzung am 11.01.2022 in Höchberg

Auch wenn wir wussten, dass Rupert Scheidl die letzten Jahre krank und auf Unterstützung und Betreuung angewiesen war, hat uns die Nachricht von seinem Tod betroffen und traurig gemacht. „Wir sind dankbar für die Zeit mit Dir“, so hat seine Familie in der Todesanzeige seinen Tod bekannt gegeben. Auch wir sind dankbar für seine Zeit bei und für Kolping, die Rupert stets mit ganzheitlichem Blick auf den Verband mit seinen Kolpingsfamilien und gleichzeitig auf seine Unternehmen und Einrichtungen intensiv und erfolgreich gestaltet hat.

Wenn wir vor gut einem Jahr, in 2020 als Kolping Mainfranken das Jubiläum
50 Jahre Kolping-Bildung in Mainfranken unter dem Motto „Ein Gewinn fürs Leben“ feiern konnten – auch wenn die geplanten Festveranstaltungen Corona-bedingt ausfallen mussten – dann hat Rupert Scheidl durch seinen jahrzehntelangen persönlichen und beruflichen Einsatz, insbesondere als Geschäftsführer, prägenden Einfluss ausgeübt und entscheidend mit dazu beigetragen.

In dieser Stunde der Trauer und des endgültigen Abschiednehmens möchten wir von Kolping in Mainfranken als Bildungsunternehmen, als Diözesanverband, als Kolpingsfamilie Würzburg-Zentral und Kath. Gesellenhausstiftung ihm, seiner lieben Frau Barbara, seinen Kindern Thomas und Florian mit ihren Familien und allen Angehörigen unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme zum Ausdruck bringen.

Wenn wir das Wort Adolph Kolpings „Gott stellt jeden dahin, wo er ihn braucht“, auf Rupert übertragen, dann wurde er bei Kolping, insbesondere hier bei uns in Mainfranken in unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Verantwortungen gebraucht. Zugleich darf man feststellen: Man konnte ihn aber auch gut gebrauchen, wie eine komprimierte Rückschau auf sein reichhaltiges Wirken belegt, ohne dabei ins Detail zu gehen.

Dazu geht unser heutiger Blick viele Jahre zurück in das Jahr 1974. Der damalige Diözesanpräses Hans Herderich holte Rupert aus München, wo er beim Kolping-Bildungswerk Landesverband Bayern beschäftigt war, nach Würzburg. Dieser Umzug nach Franken stellte für den aus Kaufbeuren stammenden Allgäuer eine deutliche Bewegung in das nördliche Bayern dar, für seine Frau Barbara jedoch brachte dieser Umzug eine erhebliche Verkürzung Richtung heimatliches Rheinland nach Köln.

Rupert sollte die Geschäftsführung der Katholischen Gesellenhausstiftung übernehmen, um dann auch allmählich für das Kolpinghaus und für die Kolpingsfamilie Würzburg-Zentral, für unseren Diözesanverband sowie für das 1970 gegründete Kolping-Bildungswerk in Mitverantwortung zu gehen.

Die Mitte und Ende der 1970er Jahre beginnende Jugendarbeitslosigkeit stellte eine bis dahin unbekannte gesellschaftliche Herausforderung dar. Diesem Auftrag stellte sich das noch junge und in Größe überschaubare „Bildungswerk der Deutschen Kolpingsfamilie Diözesanverband Würzburg e. V.“, wie das Unternehmen damals hieß, mit dem Angebot der ersten Förderlehrgänge zur Verbesserung der beruflichen Eingliederung von Jugendlichen und wurde mit diesem Projekt bis heute zu einem verlässlichen Partner des Arbeitsamtes bzw. der Agentur für Arbeit.

Mit dem Wachsen des Bildungswerkes kam es auch über etliche Jahre zu einer engen Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer von Unterfranken in einem gemeinsamen Unternehmen, genannt „GbF“, der Gesellschaft zur beruflichen Förderung, in der Rupert als Vertreter von Kolping einer der beiden Geschäftsführer war. Ein Unternehmen, das sich rasch in Größe und mit wachsender Beschäftigtenzahl mit zeitgemäßen persönlichen und beruflichen Bildungs- und Qualifizierungsangeboten an verschiedenen Standorten in ganz Unterfranken ausbreitete. Diese Aufgabe allein hätte für eine Vollbeschäftigung gut gereicht, doch Rupert bewältigte diese zusätzlich zu und neben seinen bisherigen Zuständigkeiten.

Dies war auch möglich, weil sich zwischenzeitlich in der Leitung des Bildungswerkes personelle Veränderungen ergeben hatten. Das gemeinsame Wirken des Geschäftsführer-Duos Rupert Scheidl und Axel Möller wurde zu einer besonderen Zeit des Wachsens und der erfolgreichen Weiterentwicklung wie innovativen Ausprägung in neue Geschäftsfelder und Unternehmensbereiche für Kolping in Mainfranken wie beispielsweise mit Bildungszentren in Schweinfurt, Aschaffenburg und etliche Außenstellen. Mit wachsenden Tätigkeiten und deutlich zunehmender Beschäftigtenzahl wurden auch neue Räumlichkeiten notwendig, die 1984 in der Sedanstraße bezogen werden konnten. Neu gegründet wurden auch Kolping-Schulwerk, Kolping-Dienstleistung, Kolping-Akademie und die Kolping-Stiftung Würzburg.

So unterschiedlich die Beiden als Geschäftsführer in ihrer Persönlichkeit waren, ergänzten sie sich hervorragend und gewinnbringend in ihrer Art, in ihren Stärken, in ihrer Schwerpunktsetzung und Arbeitsteilung. Sie spornten sich gegenseitig an, konnten viel Innovatives durchdenken, wagen und mit Erfolg umsetzen mit dem Focus darauf: Passt das Vorhaben zu unserem Unternehmen, ist es für Kolping gut?! Die Zusammenarbeit und Absprache ermöglichten auch in besonderen Zeiten, dass nach der Wende Aufbauhilfe für Kolping im Osten in Thüringen und insbesondere in Sachsen von Würzburg aus geleistet wurde.

Wer den Anspruch erhebt „Wo Kolping draufsteht, muss auch Kolping drin sein“, dafür stand Rupert Scheidl mit seinem Namen und seiner Persönlichkeit, mit seiner Grundeinstellung und in seinem Handeln authentisch ein. Für den „gelernten Kaufmann“, wie er sich selbst gern bezeichnete, waren eine stimmende Kalkulation, solide Finanzen und eine wirtschaftlich ausgewogene Grundlage stets sein Hauptaugenmerk. Dies bildete Basis und bot dann auch die Möglichkeit für bewusst gewollte Projekte, die sich finanziell nicht auskömmlich rechneten, aber für die betroffenen Menschen in ihrer persönlichen Situation Hilfe und Perspektive im Sinne Adolph Kolpings ermöglichen sollten.

Auf die Frage „Wo kommt für dich in dieser doch oft bürokratischen und trockenen Materie die Gewissheit, Kolpingarbeit zu leisten?“, kam selbstredend die Antwort von Rupert: „Meine Biographie – mein Elternhaus mit sechs Kindern in der Kriegs- und Nachkriegszeit, Aufsaugen des Gedankenguts „beten und arbeiten“ in der Gymnasiumszeit bei den Benediktinern, realistisches Lernen bei Kolping – hat mich hoffentlich ausreichend geprägt, um soziales Denken und Handeln mit wirtschaftlichen Erfordernissen erfolgreich zu verbinden.“ So seine Worte mit persönlichem Einblick in seine Denke und Einstellung.

„Gott stellt jeden dahin, wo er ihn braucht“.
Bei seiner Verabschiedung in die von ihm selbst gewählte Altersteilzeit im Rahmen eines besonderen Sommerfestes Ende Juni 2000 im Kreise von nahezu 300 Gästen im Kilianifestzelt, die ich als damaliger Diözesanvorsitzender moderieren durfte, wurde deutlich: Rupert Scheidl war bei den MitarbeiterInnen als Mensch geschätzt und als Chef anerkannt und respektiert.
Die Vertreter von Geschäftspartnern, Institutionen und Behörden wie Ordinariat, Bischöflicher Finanzkammer, Agentur für Arbeit, Handwerkskammer oder auch Schulabteilung der Regierung von Unterfranken würdigten seine Professionalität, die spürbare Freude in seiner Tätigkeit bei und für Kolping, augenzwinkernd erwähnten sie seinen ihm eigenen Humor gepaart mit einer gewissen Schlitzohrigkeit, sie schätzten seine Verlässlichkeit und erinnerten auch daran, dass man nicht den Fehler machen durfte, ihn zu unterschätzen in seinen Überlegungen, in den Verhandlungen und in seiner Tatkraft und Beharrlichkeit.

Der Artikel im Geschäftsbericht 2001 von Kolping Mainfranken, in dem über diese Verabschiedung berichtet wird, endet mit einem Bild mit einem zufrieden lächelnden Rupert Scheidl. Für diese persönliche Zufriedenheit hatte er allen Grund. Und für uns heute mehr als Grund, ihm ein aufrichtiges DANKE und ein herzliches Vergelt`s Gott zu sagen für seinen so vielfältigen, überzeugenden und nachhaltigen Einsatz.

Rupert Scheidl hat über 30 Jahre mit hoher Kompetenz, mit Tatkraft und Weitblick Kolping entscheidend mitgeprägt und zum Erfolg beigetragen. Er hat mit seiner ihm wichtigen Sicht auf KOLPING als zusammengehöriges Ganzes mit unterschiedlichen Ausprägungen als Verband und Unternehmen bei uns in Mainfranken in Diözesanverband und Kolpingsfamilie, in der Gesellenhausstiftung, im Kolping-Bildungswerk und Kolpingeinrichtungen bleibende Spuren hinterlassen.

Lieber Rupert,
Dein Lebenskreis hat sich nun geschlossen. Mit Wertschätzung, in Dankbarkeit und bester Erinnerung an Dich und Dein persönliches und berufliches Wirken bleiben wir über den heutigen Tag des endgültigen Abschieds hinaus im Geiste Adolph Kolpings verbunden.

Treu Kolping